Tour de Alps – ein Projekt
Tour de Alps – ein Projekt

Tour de Alps – ein Projekt

Planung & Vorbereitung

Nach unserem gemeinsamen Trainingslager auf Mallorca (im April) hatten mein Freund Elias und ich bereits eine neuen Idee für einen Radurlaub. Dieses Mal sollte es an den Gardasee gehen. Aber nicht auf direktem Weg und an einem Tag, sondern über mehrere Etappen und Pässe.
Wir einigten uns schnell auf einen Zeitraum, wann dieses Event von der Bühne gehen sollte – Ende Mai/ Anfang Juni. Als nächstes stand die Planung der Strecke sowie die anschließende Aufteilung in 4 Etappen auf dem Programm. Wir wählten die Etappen jeweils so, dass wir am Ende in einem willkommenen Unterkunft ankommen und uns bestens regenerieren konnten, um mit neuen Kräften in den nächsten Tag starten zu können.
Nachdem alle Planungen und Buchungen abgeschlossen waren, gingen es natürlich in die physische Vorbereitung. Jeder von uns beiden absolvierte alleine oder gemeinsam seine Einheiten auf dem Fahrrad. Hier war auch schon das größte Problem begraben. Denn ich verfüge nicht über ein eigenes Rennrad, sondern nur ein Gravelbike. Schnell begann die Suche nach einem fahrbaren Untersatz jedoch erfolglos. Doch dankbarerweise stellt mir mein Freund (Team Hans) sein altes Rennrad für die Tour zur Verfügung. Es stand der Tour also nichts mehr im Wege.

Etappe 1 – Großglockner

Wir haben uns um 6 Uhr in Teisendorf zur gemeinsamen Abfahrt getroffen. Jeder von uns hatte sein Fahrrad mit einer Satteltasche erweitert. Wir hatte nur das notwendigste im Gepäck – Windjacke, Beinlinge, Stirnband, Fahrrad-Werkzeug, Gel und Riegeln sowie Kleidung für den Abend.

Unser Frühstück hätte nicht unterschiedlicher aussehen können – Nudelsalat bzw. Müsli. 
Wir nahmen schnell Kurs für die erste Etappe auf und fuhren über Anger und Aufham nach Piding. Hier folgten wir der Saalach vorbei an Bad Reichenhall und dem Saalachsee bis nach Schneizelreuth. Nach knapp 1,5 Stunden und ca. 36 Kilometern passierten wir die Grenze nach Österreich. Mit den ersten Müsliriegeln begannen wir unsere Energiespeicher wieder aufzufüllen. Schnell erreichten wir Lofer. Bei einer leichten Steigung von 1-2% folgten wir dem Fahrradweg bis Saalfelden. In Saalfelden machten wir eine kurze Pause zum Auffüllen unserer Trinkflaschen.

Zurück auf dem Fahrrad ging es bis nach Maishofen (85 km und 4:10 h) hier gab es endlich ein richtiges Frühstück – Kaffee und Sandwich.
Nun begann mit der Fahrt nach Fusch die Anfahrt auf den Großglockner. in 17,5 Kilometern mussten 1500 Höhenmeter absolviert werden. An diesem Tag waren wir leider die einzigen Radfahrer, sodass wir komplett aus eigener Kraft den Anstieg erklimmen mussten. Um 13:41 Uhr erreichten wir endlich das Fuscher Törl. Völlig entkräftet stiegen wir von unseren Fahrrädern und füllten alsbald mit Cola, Mentos, Bounty und Snickers unseren Zuckervorrat auf. 

Nach der Pause stand nach einer kurzen Abfahrt noch der Anstieg zum Hochtor an. Oben angekommen ging es auf eine sehr lange und schöne Abfahrt nach Heiligenblut. Im Talkessel folgten wir der Straße nach Lienz. Bevor wir Lienz erreichten, musste wir noch einen kleinen Anstieg absolvieren, der uns nochmals einiges abforderte. Die letzten 20 Kilometer fuhren wir entlang der Isel bis nach Huben. Bei ganz leichter Steigung und dezentem Gegenwind waren wir und vor allem unser Kampfgeist ein letztes Mal für diesen Tag gefordert.

Um 17:30 Uhr haben wir nach 203 Kilometer endlich unsere Unterkunft erreicht. Nach einer warmen und wiederbelebenden Dusch ging es an die Essensplanung, die sich schwierig gestalten sollte. Bei unserer Planung der Tour haben wir leider nicht darauf geschaut, wann die Lokale im Ort unserer Unterkunft Ruhetag haben – nämlich genau heute. Die einzige Option war eine Würstchenbude – ideal nach einer langen Radtour zum Auffüllen der Energiereserven. Bei Currywurst, Pommes und Cola machten wir das Beste aus der Situation und ließen die Etappe nochmals Revue passieren. Ein erster detaillierter Blick auf die zweite Etappe fand dabei auch schon statt.

Wegstrecke: 203 Kilometer, 3.299 Höhenmeter
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Etappe 2 – auf den Spuren der Giro

Gut erholt und mit Kaffee und Frühstück im Bauch ging es um 7:50 Uhr direkt mit einem Anstieg los. Über 36 Kilometer und 1.200 Höhenmeter ging durch das bezaubernde Defereggental hoch hinauf zum Staller Sattel. Immer wieder passierten wir kleinere Ortschaften, die vom Alpinismus und vor allem dem Wintersport leben. Oben angekommen, haben wir die Grenze zu Italien erreicht.

Am Ende der anschließenden Abfahrt erreichten wir das Antholzer Tal. Im Biathlon- und Langlaufstadion haben wir dann kurz Rast gemacht, ehe es weiterging nach Olang – Ausgangspunkt für den nächsten Pass – Furkelpass. Doch leider mussten wir am Fuße des Furkelpass spontan umplanen, da die Straße zum Kronplatz aufgrund von Holzarbeiten gesperrt war. Wir umfuhren die Sperre über Bruneck ehe wir in Longega Zwischenwasser wieder auf die ursprünglich geplante Route zurückkehren konnten.

Nach 5 Stunden Fahrzeit und 87 Kilometern machten wir in Zwischenwasser eine längere Pause. Bei einem köstlichen Mittagsessen luden wir unsere Reserven wieder auf, um für den nächsten Anstieg gerüstet zu sein. Über 32 Kilometern und 1.200 Höhenmeter folgte der Anstieg auf den Passo di Valparola, der auf 2192m liegt. Die Anfahrt sowie die Auffahrt führten uns durch das Abteital. Eine schöne Region – sowohl in Sommer und Winter. Kurz bevor es auf die letzten Kilometer des Passes ging, wurden wir überraschenderweise durch ein Auto gestoppt. Die DAV Sektion Trostberg war mit einer Gruppe von teils bekannten Leuten auf ihrem Heimweg von einer mehrtägigen Kletterei. Als sie uns auf den Fahrrad entdeckt und erkannt hatten, machten sie kehrt, versorgten uns mit Schokolade und munterten uns auf für den verbliebenen Aufstieg. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal! Wieder zurück auf der Straße kämpften wir uns die letzten Meter den Pass hoch, was bei dem Anblick der gewaltigen Bergmassive echt etwas leichter fiel.

Eingetütet in unsere Windjacken ging es schon gleich in die nächste Abfahrt in Richtung Cortina d’Ampezzo. Kurz vor Cortina zweigte unser Weg nach Süden ab. Wir kämpften uns ein letztes Mal über 10 Kilometer und knapp 700 Höhenmeter den Passo Giau. Auch wenn die Kräfte langsam schwanden, wurden wir auf der Anhöhe durch den Blick in die unzähligen Bergketten belohnt. Von 2.200m ging es in der anschließenden Abfahrt nach Selva di Cadore zurück auf 1.350m. Auf der Zielgeraden zu unserer heutigen Unterkunft nach Santa Fosca ging es nochmals eine letzte Anhöhe hinauf.

Bei köstlichem Abendessen mit Bier und Aperol ließen wir auch die zweite Etappe nochmals rekapitulieren.

Wegstrecke: 160 Kilometer, 4.017 Höhenmeter
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Etappe 3 – Sella Ronda

Bei traumhaftem Wetter starteten wir in die dritte Etappe. Von Santa Fosca ging es über viele kleine Bergdörfer nach Arabba – ein Ort, der vor allem durch den Skitourismus groß geworden ist. Nun ging es in den ersten Anstieg, den Passo Campolongo. Man konnte auf den Straßen noch sehen, dass hier vor ein paar Wochen die Giro d’Italia entlang ging. Immer wieder gab es Schriftzüge auf dem Asphalt zu lesen. Durch die nachfolgende Abfahrt gelangten wir ins das Resort Corvara des Alta Badia Skigebiets.

Und schon befanden wir uns im nächsten Anstieg zum Grödnerjoch. Zur linken Seite stets der Sellastock im Blick und zur rechten die Cirspitzen der Puezgruppe. Es waren mittlerweile vermehrt weitere Rennradfahrer unterwegs. Leider zogen mittlerweile auch die ersten Wolken auf. Schnell erreichten wir den Gipfel des Passes, wo auch bereits erste Ansammlung von Touristen vorzufinden waren.

Nach einem kurzem Stopp ging es schon wieder in eine sehr kurze Abfahrt, da bereits der nächste Pass auf der Agenda stand. In knapp 30 Minuten haben wir den Sellapass im Gotthardmassiv erklommen. Der Wolkenhimmel verdichtete nun immer mehr. Auf der 11 kilometerlangen Abfahrt nach Canazei erwischten uns zum Beginn auch vereinzelte Regentropfen. Im Tal angekommen verbesserte sich die Wetterlage. Da es bereits 12 Uhr war suchten wir uns eine kleine Einkehr. In einer Pizzeria wurden wir fündig.

Mit Pizza im Bauch machten wir uns wieder auf den Weg. 11 Kiometer und 600 Höhenmeter mussten wir auf dem Weg zum Passo Fedaia hoch herunterspulen. Mit dem erreichten des Passschildes erstreckte sich vor uns der Lago di Fedaia. Zudem waren wir nun am Fuße des höchsten Berg der Dolomiten – die Marmolada. Auf der folgenden Abfahrt nach Caprile konnten wir erahnen, dass es hier am Vormittag bereits geregnet hat, da die Straße noch nass war. Je näher wir dem Tal kamen, desto dichter wurde die grauen Wolken und es begann mit einem leichtem Nieselregen. Leider ließ der Regen nicht nach, sondern wurde immer stärker, sodass wir uns kurzzeitig im Trockenem unterstellten.

Da wir nicht allzu lange warten konnte und eine leichte Besserung in Sicht geschehen war, machten wir uns im leichten Nieselregen auf die Weiterfahrt bis nach Cencenighe Agordino. Durch den Fahrtwind wurde unsere Kleidung wieder trocken, mit Ausnahme unserer Schuhe. Es stand nun der letzte und längste Anstieg für den heutigen Tag an – 20 Kilometer und 1.250 Höhenmeter. Über Falcade ging es hinauf zum Passo Valles. Die Motivation sowie die Kräfte schwanden mit jedem Meter, sodass eine Nervenspiel wurde.

Oben angekommen freuten wir uns, die letzten Höhenmeter für diese Etappe geschafft zu haben. Schnell zogen wir uns ein Windjacke über und machten uns auf die 27 kilometerlange Abfahrt zu unserer Unterkunft. Unsere Körper ähnelten einem Eiszapfen während der Abfahrt. Auch die Suche nach einem passendem Restaurant erstellte sich als äußerst schwierig, sodass wir kurzerhand entschieden, einfach Brotzeit in unserm Hotelzimmer zu machen.

Nachdem unser Einkauf erledigt war und wir unser Hotel erreicht haben, freuten wir uns auf eine warme Dusche und etwas zum Essen.

Wegstrecke: 155 Kilometer, 3.789 Höhenmeter
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Etappe 4 – Endlich da

Nach einem ausgiebigen Frühstück in unserem Hotel, in dem wir die einzigen Gäste waren, stand die letzte Etappe bevor. Die Beine – Muskeln und auch Sehnen – sowie der Po waren durch die vorherigen Tage bereits in Mitleidenschaft gezogen worden und schmerzten. Bei erneutem Traumwetter führte uns die Route durch das Fleimstal (Val di Fiemme). Es ging vorbei am Langlaufzentrum Lago di Tesero, wo jedes Jahr das Finale der Tour de Ski stattfindet.

In Molina di Fiemme fuhren wir in Richtung und gelangten auf die Anfahrt zum Passo Manghen. In diesem Anstieg mussten wir auf knapp 15 Kilometern nochmals rund 1.200 Höhenmeter absolvieren. Heute konnte der Blick in die Berge nur einen geringen Beitrag zur Motivation leisten, viel mehr waren es nun ein Nervenspiel, dass den ganzen Körper forderte. Auf einer schmalen Straße, die mit einigen Kehren und immer wieder steilen Passagen gespickt war, wurden wir regelmäßig von Motorräder überholt. Wir genossen jedoch auch die Motivationsrufe von einheimischen Radfahrer, die sich bereits auf der Talfahrt befanden. 

Oben angekommen, gab es eine kurze Verschnaufpause ehe es in die 20 kilometerlange Abfahrt ging. Am Ende unserer Abfahrt erreichten wir die Vororte von Borgo Valsugana. Nach einem kurzen Anstieg mussten wir erneut eine kurze Pause einlegen. Im gegenseitigem Einvernehmen mussten wir die Tour umplanen und auf die minimalste Anzahl an Kilometern und vor allem Höhenmeter kürzen. Unsere Körper waren am physischem Ende angelangt. Wir fuhren nur noch auf Sparflamme. 

Wieder zurück auf der Straße ging es vorbei am Lago Caldonazzo in Richtung Trient. Bei Sandwich, Kaffee und Cola luden wir hier ein letztes Mal unsere verbliebenen Kräfte auf und machten uns auf die letzten knapp 40 Kilometer.  Mit dem Erreichen der Etsch mussten wir nur noch dem Flussverlauf sowie der parallelverlaufenden Brennerautobahn in Richtung Gardasee folgen. Leider mussten wir ab hier mit dem aufkommenden Gegenwind kämpfen. Es hieß nun: Kräfte sparen und den Windschatten des Vordermanns ausnutzen. 

In Mori zweigten wir in das Tal nach Nago-Torbole ab. Die letzten Kilometer und Höhenmeter standen uns bevor, wir konnten die Gardasee schon förmlich riechen. Mit dem Erreichen der letzten Kuppe nahm die Erleichterung zu, auch wenn der Blick zum Ziel noch nicht frei war. Eine Kurve noch sowie die letzte (gefühlt die längste) Abfahrt der gesamten Tour waren noch zu machen. 

Nach 650 Kilometer und 13.000 Höhenmeter hatten wir es endlich geschafft. Wir waren endlich am ZIEL – dem Gardasee. Völlig erschöpft klatschten wir einander ab und ließen uns auf der nächst gelegen Bank an der Seepromenade nieder. Schnell wurde alle Köpfe in der Heimat informiert, dass wir unbeschadet und ohne Problem am Ziel angekommen sind.

Zur gleichen Zeit wie unsere Ankunft erreichte auch unser Gepäck samt Belohnung den Gardasee. Bereits ins Hotel eingecheckt und frisch geduscht, ging es für einen ersten Snack inkl. Aperol zurück an die Strandpromenade. Nachdem der erste Hunger gestillt war, wurde uns unser Gepäck sowie der verdiente Kasten Bier übergeben. Und ich bzw. wir können nur sagen: „Nach so einer Tour schmeckt’s scho gscheid guad!“

Wegstrecke: 120 Kilometer, 2.031 Höhenmeter
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Am Gardasee

Nach einem Tag Erholung machten wir eine Ausfahrt am Gardasee. Früh am Morgen ging es entlang der Ostküste durch Malcesine bis nach Garda. Da der Verkehr auf den letzten Kilometer immer dichter wurde, entschieden wir hier einen kurzen Stop einzulegen. Bei Kaffee und Cola genossen wir den Blick auf den See. Anschließend ging es wieder auf dem gleichen Weg zurück nach Torbole.

Wegstrecke: 86 Kilometer, 273 Höhenmeter
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