Nächster Tag, nächste Tour. Es sollte der zweite Teil von 3 Bergtouren in Folge werden. Da auch meine Schwester aktuell frei hat und meine Beine noch keine Anzeichen von Müdigkeit zeigten, wurde die nächste Bergtour geplant. Diese Tour sollte uns weit über die 2000-Höhenmeter-Marke führen. Zur finalen Auswahl standen die Watzmann-Überschreitung oder die Schönfeldspitze. Ich entschied mich für erstes, auch wenn ich noch einiges an Überzeugungskraft gegenüber meinen Eltern aufbringen musste. Geplant, Überzeugt, Überschritten.
Vorbereitung und Anfahrt
Am Tag zuvor noch den Hochstaufen bestiegen sowie am Abend noch zur „Belohnung“ in das Fußballtraining gegangen. Ja die Vorbereitung für die Watzmann-Überschreitung stellt man sich ganz anderes vor und sollte sie auch sein. Nichtsdestotrotz wurde der Plan wieder mal spät Abends finalisiert. Wieder hieß es Ausrüstung vorbereiten, dieses Mal den Wecker auf 02:00 Uhr stellen und schnell schlafen. In tiefer Nacht klingelte dann mein Wecker – aufstehen. Bereits um 02:30 Uhr wurde ich von meiner Schwester abgeholt und wir fuhren zur Wimbachgriesbrücke in der Ramsau.
Aufstieg zum Watzmannhaus
Bewaffnet mit Rucksack, Trailrunning Stöcken sowie einer Stirnlampe am Kopf, starteten wir um 03:29 Uhr am Parkplatz. Mit einer Gehzeit von 4 Stunden ist der Aufstieg zum Watzmannhaus ausgeschrieben. An diesem Tag gab es keine Zeitvorgabe, viel mehr hieß es: Kräfte sparen und gewissenhaft einteilen. Von Beginn an führte uns ein steiler Wanderpfad durch den Wald und es dauerte knapp 45 Minute bis wir die Baumgrenze durchbrachen und die Stubenalm erreichten. Weiter ging es bis zur Mitterkaseralm, von wo aus man einen perfekten Blick auf die Watzmannfrau hat. Es setzte nun die erste Morgendämmerung ein und dauerte auch nicht mehr lange, bis wir das Watzmannhaus nach circa 1:50h erreichten.
Hocheck und Mittelspitze
Nach einer kurzen Trink-, Bio- und Fotopause am Watzmannhaus ging es weiter gen Hocheck. Den Gipfel schon im Blick schlängelt sich der Weg in unzähligen Kehren den Berg hinauf. Der Untergrund wurde mehr und mehr felsiger. Im Anblick der aufgehenden Sonne sah man, dass wir an diesem herrlichen Tag nicht alleine unterwegs waren. Relativ zügig erreichten wir das Hocheck (2651m). Nun war es an der Zeit für eine erste ausgiebigere Pause. Einige Fotos später, ging es weiter zur Mittelspitze. Schon nach wenigen Metern folgt die erste ausgesetzte Stelle und daher sein an dieser Stelle nochmal gesagt: Die Watzmann-Überschreitung ist nur für geübte Bergsteiger und zudem kein Klettersteig. Ab sofort hieß es konzentriert zu bleiben und nicht in Hektik zu verfallen. Und so waren wir nach ca. 25 Minuten an der Mittelspitze (2713m).
Watzmanngrat und Südspitze
Weiter ging es entlang am Grat zur Südspitze. Hier folgten nun einige Auf- und Abstieg sowie viele, ausgesetzte und nur zum Teil mit Stahlsteilen versicherte Stellen. Mit großer Bravour konnten wir diese Stellen bewältigen. Jedoch waren die Blicke ins Tal immer wieder furchteinflößend und erschreckend – zum Teil geht es über 800 Meter in die Tiefe. Als wir die Südspitze erreichen, sind wir bereits seit knapp 6 Stunden unterwegs. Jedoch lohnte sich das frühe Aufstehen. Uns wurde ein herrlicher Blick ins Steinerne Meer sowie den Hochkalter geboten.
Abstieg ins Wiembachgries
Nach einer erneuten ausgiebigen Pause mit Foto-Session, folgte nun der Abstieg. Es ging über Felsen und Geröll hinab in Richtung Wimbachgries. Dabei waren einige Passagen zum Klettern – man musste sich am Felsen oder Drahtseilen festhalten, um nach unten steigen zu können. Aber man findet auch einige Passagen vor, wo man im schnellen Laufschritt an Höhe verlieren kann. Unten angekommen maschierten wir gen Wiembachgrieshütte.
Rückkehr zum Auto
Nach unserer letzten Pause an der Wimbachgrieshütte ging es nun über das Gries hinaus bis zum Wimbachschloss. Danach folgte nun endlich ein normaler Forst- und Kiesweg entlang am nun zur Oberfläche erschienenen Wimbach. Schon bald erreichten wir die allseits bekannte Wimbachklamm, in der sich auch an diesem Tag hunderte Besucher sammelten. Weiter ging es bergab und hinaus aus dem Tal, bis wir endlich nach 8:24 h und 25,3 Kilometern unser Auto erreichten.
Resümee
Eine gigantischen und atemberaubende Tour, die ich auf jeden Fall wiederholen werde. Für diesen Ausblick sowie die persönliche Erfahrung & das Erreichen des Ziels waren es mir jede Erschöpfung und Müdigkeit in Folge der Überschreitung wert. Watzmann – see you again next Year.
Wegstrecke: 25 Kilometer, 2150 Höhenmeter
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- Watzmannfrau
- Watzmannhaus
- Blick zum Hocheck
- Sonnenaufgang
- Hocheck
- Mittelspitze
- Watzmanngrat
- Südspitze
- Blick ins Wimbachgries
- Im Wimbachgries